Dieses Porträt gehört vermutlich zu denen, die Schopenhauer in einem Brief an seinen Freund Julius Frauenstädt vom 30. Oktober 1851 erwähnt und in dem der Philosoph zu dem Ausbruch hinreißen läßt: "Ich ließe gern 1/2 Dutzend machen: allein der jetzige hiesige Daguerreotypeur ist ein so unerträglicher, unbeschreiblich widerwärtiger Klotz und Pflegel, daß schon seine Gegenwart mir ein verdrießliches Gesicht aufsetzt. Vorletzten Sommer saß ich bei ihm bereits vor der Maschine: er benahm sich aber so, daß ich plötzlich aufsprang, Hut und Stock ergriff und zur Thür hinaus. Er ist der Einzige hier, der gute Maschinen hat. Es ärgert mich, daß dem so ist. Da hab ich von Andern 2 große Photographen machen lassen: sie sind sorgfältig ausgemalt, aber schändliche Karikaturen ... Diese Fratzen mag ich Ihnen nicht schicken: also sollen Sie das mit dem der Mad. Mertens gleichzeitig gemachte haben; ich sehe darauf indignabundus aus, als stünde ich eben von der Abhandlung über die Universitätsphilosophie auf. Halten Sie es in Ehren: denn jedenfalls werde ich nicht wieder so jung daguerreotypirt. Wenn der Himmel uns doch einen Französischen Daguerreotypeur zuführte! Mit den Deutschen ist's nichts, den klotzigen Eseln."
Image description
Brustbild von Arthur Schopenhauer
Subject name
Schopenhauer, Arthur
Inscription
Arthur Schopenhauer d. 16 Mai 1846. Dieses Daguerreotyp-Portrait Schopenhauers stammt aus dem Nachlass Dr. Frauenstädt, dem es Schopenhauer geschenkt und oben eigenhändig mit seinem Namen und dem Datum versehen hat. Vergl. Brief an Fr. vom 30. Oct. 1851. Dr. W. Gwinner. Obiges Datum ist also älter als die Schenkung an Fr. 1846 ist das ...
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt, Germany
Description
Das Frankfurter Schopenhauer-Archiv besitzt in seiner Bildersammlung zehn Daguerreotypien, von denen neun das Porträt des Philosophen zeigen. Die zehnte gibt uns ein Bild von Schopenhauers Geliebter Caroline Medon. Diese zehn Beispiele der frühen technischen Produktion von Bildern bilden einen äußerst wertvollen Teil der Bestände des Schopenhauer-Archivs nicht nur für die Schopenhauer-Forschung, sondern auch für die Geschichte der Photographie und ihrer Vorläufertechniken. Von allen Originalen waren bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts photographische Aufnahmen gemacht worden, die als Vorlagen für Publikationen dienten.
Creator
Name
Leblanc, C. L.
notes
Der französische Maler Leblanc, der Schöpfer dieser Daguerreotypie, ist einer der vielen Wanderdaguerreotypisten jener Zeit gewesen. Am Eschernheimer Tor bei Grüneberg’s Garten hatte er sein temporäres Atelier aufgeschlagen, das nach seiner Abreise 1846 vom Frankfurter Fotografen Jacob Seib übernommen wurde. (J.V.)
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