Schopenhauer selbst hat sich für diese revolutionäre Möglichkeit der Bilderzeugung und ihre kulturelle Bedeutung sehr interessiert. In seinen gedruckten Werken, in Briefen und in Gesprächen geht Schopenhauer immer wieder auf die neue Technik ein und hebt die intellektuelle Bedeutung der Erfindung hervor, betont deren Wert für die Physiognomik, findet seine Auffassung vom subjektiven Charakter der Farbe bestätigt und setzt sich mit technischen Einzelproblemen auseinander. In seinen Zettelkästen, in denen er unter der Aufschrift "philosophari" Exzerpte und eigene kleine Notizen sammelte, befindet sich ein Papier von der Größe einer Postkarte mit folgendem Text:
"Daguertype: Das Jod geht eine wirkliche Verbindung mit dem Silber ein, wird Jodure d'argent. Das Licht reducirt diese Jodure zu Silber
wo Schatten war, bleibt sie. [durchstrichene, unleserliche Zeile] Das [Symbol Quecksilber/ Merkur] amalgamirt sich mit dem Silber, welches aus der Jodure reducirt ist. Die Schwefel-Soda Auflösung nimmt
[durchstrichen] die Jodure weg wo Schatten war: läßt also daselbst reines polirtes Silber: dies [durchgestrichen: spie] reflectirt nachher das Licht dunkler als die Stelle wo Amalgam ist. - Der Effekt ist also bloß mittelst der Verschiedenheit der Lichtreflexion verschiedener Metalle, nämlich zwischen polirtem Silber (dunkel) u. merkurialisirter Fläche (hell). [durchgestrichen: Am...] Fyte, Edinborough"
Image description
Kniestück von Arthur Schopenhauer am Tisch sitzend, den Kopf mit der Hand abgestützt.
Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt, Germany
Description
Das Frankfurter Schopenhauer-Archiv besitzt in seiner Bildersammlung zehn Daguerreotypien, von denen neun das Porträt des Philosophen zeigen. Die zehnte gibt uns ein Bild von Schopenhauers Geliebter Caroline Medon. Diese zehn Beispiele der frühen technischen Produktion von Bildern bilden einen äußerst wertvollen Teil der Bestände des Schopenhauer-Archivs nicht nur für die Schopenhauer-Forschung, sondern auch für die Geschichte der Photographie und ihrer Vorläufertechniken. Von allen Originalen waren bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts photographische Aufnahmen gemacht worden, die als Vorlagen für Publikationen dienten.
Creator
Name
Seib, Jacob
notes
Die Aufnahmen geschehen in mienem bequem eingerichteten Glas-Pavillon.
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